Grüne in Südwestfalen befassen sich mit Zielkonflikten, Windenergie und Dauerwald
Die Regionalratsfraktion der Grünen hatte zusammen mit der Kreistagsfraktion der Grünen im Hochsauerland zur Veranstaltung Klimawende-vor-Ort am 4. Februar 2023 in Brilon eingeladen. Über sechzig Personen fanden sich darauf in dem lichtdurchfluteten Saal des Bürgerzentrums, darunter Grüne aus ganz Südwestfalen, aber auch einige Besucher von Stadtverwaltungen und Unternehmen. Die Vorsitzende der Regionalratsfraktion, Ulrike Burkert, freute sich, die Bundestagsabgeordnete Laura Kraft aus Siegen-Wittgenstein und die Landtagsabgeordneten Dagmar Hanses (Soest), Gregor Kaiser (Olpe) und Martin Korte (Münster), sowie den Bürgermeister der Stadt Sundern, Klaus-Rainer Willecke, begrüßen zu dürfen.
Der Sprecher der Kreistagsfraktion, Antonius Vollmer, wies in seiner Begrüßung auf die Aktualität der Themensetzung für diesen Tag, nämlich Windkraftanlagen im Wald und Freiflächen-PV hin. Gerade die sauerländischen Fichtenbeständen hätten stark unter den Dürrejahren und dem dadurch ausgelösten Borkenkäferbefall gelitten. Mit dem Erlass des Ministeriums für Wirtschaft, Klimaschutz und Energie von Ende Dezember würden nun die sogenannten Kalamitätsflächen für die Bebauung mit Windkraftanlagen freigegeben. Das löse aber den Zielkonflikt zwischen Naturschutz und klimaneutraler Energiegewinnung nicht vollständig auf, denn auch ein kahlgeschlagener Waldboden sei immer noch ein Waldboden und damit Habitat für unzählige Lebewesen und Grundlage für die Regeneration unserer Wälder.
„Nicht jede Sichtweise ist die ganze Wahrheit“
Genau dem Thema Zielkonflikte und daraus entstehenden politischen Konfrontationen widmete sich der Konfliktberater Rainer Wolf in einem ersten Beitrag zum Forum. Viele Konflikte ließen sich durch einen Perspektivwechsel lösen. Er zeigte das am Beispiel eines Kaffeebechers auf. Je nach Sichtwinkel sehe man den Becherhenkel oder auch nicht, im letzteren Falle drohe man sich die Finger zu verbrennen, wenn kein Perspektivwechsel vorgenommen werde.
Der zweite Hauptbeitrag erfolgte dann von Bettina Krusat-Barnickel, Hauptdezernentin Regionalplanung in der Bezirksregierung Arnsberg. Sie erläuterte das sogenannte Wind-an-Land- Gesetz und die Bestimmungen des Erlasses zur Ergänzung zum aktuellen Landesentwicklungsplan, der die Errichtung von Windkraftanlagen auf Kalamitätsflächen und von Freiflächen-PV auf bestimmten Geländen ermöglichen.
Danach informierte ihr Kollege Adrian Mork, Leiter der Stabsstelle für Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Energie, über die Dauerwald-Methode, eine naturgemäße Methode zur Entwicklung klimastabiler Mischwälder, die auch wirtschaftlich ertragreich sind und wichtige Funktionen zur Kohlenstoffspeicherung, Wasserrückhaltung und zur Kühlung der regionalen Landschaftsräume erbringen.
LEP und Regionalplanung müssen Hand in Hand laufen, damit wir die Energiewende schaffen.
An die Vorträge schloss sich eine anderthalbstündige Diskussion in zwei Gruppen zum Thema Energie und Dauerwald an. Hier konnten die Teilnehmenden auf Tuchfühlung mit den Vertreter*innen der Bezirksregierung gehen und ihre Fragen aus ihrer kommunalen Perspektive stellen. So fragte der Bürgermeister von Sundern, wie denn vermieden werden könne, dass der vom Rat beschlossene Ausbau der Windenergie auf Kalamitätsflächen zu nackten Windindustrieanlagen führe, dort, wo vormals Wald stand. Eine Frage, die genau auf das Anliegen des EU Forschungsprojektes KNOWING zielt, an dem Adrian Mork seitens der Bezirksregierung mitarbeitet. Das Forschungsprojekt befasst sich mit der Frage, wie verhindert werden kann, dass notwendige Maßnahmen zum Schutz vor Klimafolgen wie Dürre und Überschwemmungen und zum Ausbau klimaneutraler Energieerzeugung letztlich dazu führen, dass noch mehr Treibhausgase ausgestoßen werden als zuvor. In der Energiegruppe kamen vor allem Fragen zum Verfahren und zur beschleunigten Umsetzung des Ausbaus der Windenergien.
Im Anschluss an die Veranstaltung kam viel positive Resonanz von den Teilnehmenden. Sie zeigten sich beeindruckt von der Professionalität der Vorträge und freuten sich über die Möglichkeit, mit Vertreter*innen der Bezirksregierung in Ruhe, die eine oder andere Frage erörtern zu können. Auch Hauptdezernentin Krusat-Barnickel fand das Format sehr gelungen. Sie könne leider aus zeitlichen Gründen dem vielfach geäußerten Wunsch nicht nachkommen, an Fraktionssitzungen einzelner Ortsgruppen teilzunehmen. Dafür hätte das Forum aber eine hervorragende Lösung geboten, viele Fragen im direkten Dialog aufgreifen und diskutieren zu können.
Das Format will die Regionalratsfraktion fortsetzen.